9. Tag – Unter Drogenverdacht

Verdi und Pheebee
Verdi "hilft" bei der Gartenarbeit
Verdi

Von Erie bis Detroit waren es nur noch wenige Stunden Fahrt, und wir ließen uns Zeit. Vorbei an Cleveland und Toledo (wir waren inzwischen wieder in Ohio) ging es bis in den Staat Michigan. In einer „Resting Area“ gönnten wir uns bei Red Lobster ein leckeres Mittagessen, und gegen 15.30 Uhr erreichten wir den Car-Rental-Park in Detroit, wo wir unser Auto abgeben wollten. Wir waren noch nicht ganz auf dem Gelände von Enterprise angekommen, als bereits zwei Mitarbeiter zu uns stürmten, unser Gepäck regelrecht aus dem Auto rissen und in den bereitstehenden Shuttle-Bus luden. Die ganze Fahrzeugübergabe dauerte noch keine fünf Minuten, und schneller als uns lieb war, saßen wir schon wieder im Shuttle, Richtung des bekannten Parkdecks 4. Fünf Stunden vor Abflug waren wir schon am Flughafen. Das hatten wir uns irgendwie etwas anders vorgestellt… Wir beschlossen, sofort einzuchecken, um unser Gepäck los zu werden. Noch einmal würde uns das nicht passieren, dass wir ein Flugzeug verpassten… Doch schon gab es das nächste Problem: Dort, wo wir einchecken wollten, durften nur die Leute hin, die auf den Parkdecks geparkt hatten. Linda erfasste die Lage sehr schnell und erklärte kurzerhand, dass unser Fahrzeug auf Parkdeck 4 stehe (sie hat noch nicht einmal gelogen, denn der Shuttle-Bus stand ja schließlich auf Parkdeck 4). Man erklärte sich also bereit, uns einzuchecken. Doch da bei uns ja eigentlich nichts ohne Besonderheiten abläuft, wunderten wir uns kaum, dass die Dame am Schalter Lindas Namen nicht auf der Passagierliste fand. Was war nun wieder passiert? Es gab einiges hin und her, dann war auch dieses Problem gelöst: Linda und ich erhielten unsere Boarding Cards und hatten nun immer noch über vier Stunden Zeit bis zum Abflug der Maschine. Wir setzten uns vor der Ankunftshalle auf eine Bank und beobachteten das Treiben der ankommenden und abfahrenden Menschen. Da ich durch Sonne und Wind sehr trockene Haut habe und meine Schienbeine schon wieder zu jucken anfingen, fischte ich mein Fläschchen mit Baby-Lotion, das ich immer dabei habe, aus der Handtasche und cremte mir Beine und Hände ein. Das hätte ich wohl besser nicht getan. Denn später bei der Sicherheitskontrolle hielt man mich zurück. Ich musste mich auf einen Stuhl hinter dem Kontrollband setzen, die Hände ausgestreckt nach vorn, hinter mir ein Sicherheitsbeamter, vor mir eine Beamtin, die mich darauf hinwies, dass meine Hände einen Alarm gegeben hätten. Ich wurde unter Drogenverdacht festgehalten! Man vermutete Kokain bei mir. Ich durfte nichts mehr anfassen. Meine Handflächen wurden mit einem Teststreifen abgetastet (ohne dass der Streifen meine Haut berührte), der anschließend in einen Scanner geschoben wurde. Der Verdacht bestätigte sich. Ich konnte mir das überhaupt nicht erklären, denn ich hatte den ganzen Tag über keinen Geldschein angefasst (viele Geldscheine weisen Spuren von Kokain auf) oder sonst irgendetwas Verdächtiges. Meine Handtasche, mein Handgepäck und meine Jacke wurden „beschlagnahmt“ und dann aufs Gründlichste untersucht. Man muss wissen, dass meine Handtasche insgesamt sieben Außen- und drei Innenfächer hat, in denen ich alles Notwendige sorgfältig sortiert untergebracht hatte. Fach um Fach wurde geöffnet, geleert, untersucht und wieder eingeräumt. Dabei förderte die Beamtin auch das Zippo-Feuerzeug ans Licht, das ich meinem Mann aus den Staaten mitbringen wollte. Und behielt es gleich ein. Solche Feuerzeuge seien in Flugzeugen nicht erlaubt, erklärte sie. Normale Gasfeuerzeuge dagegen schon. Dieser Logik konnte ich zwar nicht so ganz folgen, musste mich aber wohl oder übel von meinem neuen Zippo verabschieden. Der Handtasche folgten Jacke und Handgepäck, während ich immer noch, bewacht von dem Sicherheitsbeamten, der jede meiner Bewegungen beobachtete, mit ausgestreckten Händen dasaß. Linda stand neben mir und konnte sich auch keinen Reim auf die Sache machen. Nach dem Gepäck kam dann ich selbst an die Reihe. Die Füße hüftbreit auseinander, musste ich mich rücklings vor die Beamtin stellen, die dann jeden Zentimeter meines Körpers abtastete. Ich kam mir vor wie in einem Krimi-Film und schon damit, in einen Nebenraum gebeten zu werden, um mich ganz auszuziehen. Das blieb mir aber zum Glück erspart. Ich musste mich wieder setzen. Die Beamtin musterte mich skeptisch und fragte dann, ob ich irgend etwas angefasst habe. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Bodylotion! Ich wies sie darauf hin und wollte die Lotion schon aus der Tasche holen. Freundlich, aber bestimmt wurde ich darauf hingewiesen, nichts anzufassen. Die Beamtin selbst beförderte die Lotion wieder aus der Handtasche, studierte genauestens die Zusammensetzung, entnahm dann eine Probe und steckte sie in den Scanner. Nach einer Weile packte sie alles wieder zusammen, drückte mir Taschen und Jacken in die Hand und entließ mich mit den Worten „You`re save“.
Linda und ich machten, dass wir davon kamen, bevor es sich noch jemand anders überlegte. Auf diese Erfahrung hätte ich gerne verzichtet…
Wir waren froh, als die Maschine endlich abhob und wir nach siebenstündigem Flug wohlbehalten in Amsterdam landeten. Hier empfing uns eine Gluthitze von über 30 Grad – die Temperaturen in den Staaten waren wesentlich angenehmer gewesen…
Von diesem aufregenden Tag entspannten wir uns auf Lindas Terrasse und beobachten die inzwischen fast achtjährige Mantelhündin Pheebee und den übermütigen Verdi, ebenfalls ein Sohn von Striker und Raffles. Der verrückte Kerl wollte Dik unbedingt bei der Gartenarbeit helfen und stand dabei immer nur im Weg…
Am nächsten Mittag machte ich mich auf den Rückweg Richtung Westerwald. Vorher jedoch brachte ich Linda noch zum Flughafen. Sie flog nämlich an diesem Tag nach Mailand, wo sie als Richterin für eine Doggen-Show eingeladen war. Da sie dieses Mal ohne mich flog, stand ihr wohl eine etwas ruhigere Reise bevor…