Samstag/Sonntag, 26./27. April

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Schon in aller Frühe machten wir uns auf den dreistündigen Weg nach Lodi, wo die Ausstellung des Great Dane Club of Northern California stattfinden sollte. Linda hatte an diesem Tag fast 120 Doggen zu richten. Lodi liegt im Landesinneren und erwartete uns mit Temperaturen um die 30 Grad – ein regelrechter Hitzeschock für uns und extreme Bedingungen für die Hunde. Doch die Aussteller hatten es sich auf dem Gelände für sich und ihre Hunde so bequem wie möglich gemacht: Sitzplätze unter Sonnenschirmen rund um den Ring, Zelte mit Benches für die Hunde in der „zweien Reihe“. Viele waren mit dem Wohnmobil angereist – nicht die Art Wohnmobil, die man hierzulande sieht. In Amerika fahren die Aussteller mit „Mobilhomes“, die so groß sind wie Linienbusse und über jeden nur denkbaren Komfort verfügen. Wenn man bedenkt, dass fast alle Aussteller „Semi-Profis“ sind, die mit dem Vorstellen von Hunden auf Shows, dem sogenannten „Handling“, Geld verdienen, dann kann man das verstehen. Schließlich fahren manche Handler mehrere Tage lang über die Highways, um zu einer Ausstellung zu kommen. Dabei haben sie schon mal sechs und mehr Doggen dabei, die meist anderen Leuten gehören und von ihnen nur vorgestellt werden. Sogenanntes „Owner-Handling“, also das Vorführen  eines Hundes durch seinen Besitzer, findet man in Amerika nur selten. Wegen der großen Entfernungen werden meist zwei oder mehr Spezial-Zuchtschauen mit verschiedenen Richtern an aufeinander folgenden Tagen veranstaltet – so lohnen sich auch weitere Anfahrtswege.
Das amerikanische Ausstellungs-System entscheidet sich wesentlich von dem unseren. Zunächst einmal gibt es hier sechs statt fünf Farbschläge: Manteldoggen gelten als eigene Farbvarietät. Die Klassen-Einteilung folgt ganz eigenen Regeln. Zunächst gibt es die Puppy-Klasse mit Hunden von sechs bis neun Monaten, dann eine Puppy-Klasse von neun bis zwölf Monaten. Es folgt die Klasse der 12 bis 18 Monate alten Hunde. Und dann wird’s richtig außergewöhnlich: Es gibt die „Bred-by-Exhibitor“-Klasse (gezüchtet vom Aussteller“ und die American-Bred-Klasse (Hunde, die aus rein amerikanischen Blutlinien gezüchtet sind). In all diesen Klassen stehen alle Farbvarietäten gemeinsam im Ring. Danach folgt die Offene Klasse in allen sechs Farbschlägen. Aus den Gewinnern all dieser Klassen wird dann der beste Rüde und die beste Hündin ermittelt. Diese erhalten Punkte. Die Anzahl der Punkte ist abhängig von der Zahl der gemeldeten Hunde. Mit einer Punktzahl von 10 ist man Amerikanischer Champion – es besteht also durchaus die Möglichkeit, diesen Titel an einem Wochenende auf zwei Shows zu gewinnen.  Zeitliche Begrenzungen gibt es nicht – einzige Voraussetzung ist, dass der Hund seine Punkte unter mindestens zwei verschiedenen Richtern erworben hat. Es gibt darüber hinaus eine Veteranen-Klasse, eine „Stud-Dog“ (Deckrüden)-Klasse und eine Klasse mit Zuchthündinnen und eine Champion-Klasse. Diese nehmen jedoch nicht an der Punktevergabe teil. Bei all diesen Klassen stehen jedoch wieder alle Farbvarianten gemeinsam im Ring.
Schriftliche Beurteilungen gibt es in Amerika nicht – so kann es vorkommen, dass bei einer großen Ausstellung ein Richter über 200 Hunde zu richten hat. Die Atmosphäre bei einer amerikanischen Doggen-Show ist außergewöhnlich: Double-Handling ist verboten, man könnte rings um den Ring eine Stecknadel fallen hören, so still ist es. Auf dem Gelände ist kein Hundegebell zu vernehmen, alles läuft ganz ruhig und diszipliniert ab. Rund um den Ring wird nicht geraucht, nicht herumgelaufen – kurzum, man kann sich richtig entspannt zurücklehnen und dem Geschehen folgen. Was ich dann auch mit Genuss tat.
Die amerikanischen Züchter und Aussteller gaben bereitwillig Auskunft, wenn ich Fragen hatte. So erfuhr ich, dass man in Amerika keine Ankörungen, sondern nur freiwillige Gesundheits-untersuchungen kennt. Wer züchten will, muss beim American Kennel Club (AKC) einen Zwinger anmelden – das ist alles. Der AKC entspricht in etwa unserem VDH oder dem holländischen Raad van Beheer.  Doggenclubs gibt‘ in den USA in fast jedem Staat mehrere. Ihnen allen übergeordnet ist der GDCA, der „Great Dane Club of America“, in dem man nur als Mitglied aufgenommen wird, wenn zwei andere Mitglieder einen vorschlagen und sich für die Integrität und den kynologischen Sachverstand des Aspiranten verbürgen.
Was auch neu für mich war, war die „Fotosession“ zum Ende eines Ausstellungstages. Die Gewinner aller Klassen wurden von einer professionellen Fotografin im Bild festgehalten, zusammen mit dem Richter, dem Ausstellungsleiter und ihren „Trophäen“.
Und nach erfolgreichem ersten Ausstellungstag treffen sich alle zu einer Party. Dabei gibt’s eine Auktion zugunsten des veranstaltenden Doggenclubs – eine gute Idee. Viele spenden für diese Auktionen  Schmuckstücke, Doggen-Accessoires, Bilder, Zeitschriften-Abos oder auch Wein. All das wird dann mit viel Hallo und jeder Menge Spaß versteigert. 4800 Dollar kamen an diesem Abend zusammen.
Am zweiten Ausstellungstag richtete ein kanadischer Richter, und Linda und ich nutzten die Gelegenheit, zu schauen, zu fachsimpeln und uns mit den Ausstellern zu unterhalten. Da an beiden Tagen bi auf wenige Ausnahmen die gleichen Hunde ausgestellt werden, gibt es nur einen Katalog, bei dem es für jeden Tag eine Spalte gibt, in der die Startnummer des Hundes abgedruckt ist und in die man die Ergebnisse eintragen kann. So bietet sich ein interessanter Direkt-Vergleich.
Das Ausstellungs-Wochenende schlossen wir mit einem mexikanischen Diner in Prunedale ab, bei dem wir ausnehmend viel Spaß hatten – vor allem, weil wir mit den Fingern essen konnten.